«Vorhang auf für Emmy Rubensohn» | Tachles

2021-11-16 14:46:27 By : Ms. Mandy ONNT

Eine Ausstellung im Gewandhaus Leipzig würdigt den Musikmäzen, Konzertmanager, Salonier und Briefschreiber.

Eine Ausstellung über Emmy Rubensohn, die mit dem berühmten Ort eng verbunden war, ist noch bis 16. Dezember im Gewandhaus Leipzig zu sehen (Link). Rubensohn (1884-1961) wurde in Leipzig als Tochter des Textilindustriellen Wilhelm Frank und seiner Frau Auguste geboren. Als Mitglied des gebildeten Bürgertums besuchte sie als Mädchen regelmäßig das Gewandhaus, entwickelte eine lebenslange Leidenschaft für die Musik und suchte schon früh den Kontakt zu Künstlern, die dort musizierten. 

1907 heiratete sie Ernst Rubensohn und wechselte zum Direktor einer Jutespinnerei in Kassel. Dort begann sie als Friseurin zu arbeiten. Das Rubensohn-Haus wurde zu einem kulturellen Treffpunkt, in dem auch Wilhelm Furtwängler zu Gast war, ebenso der Komponist Walter Braunfels oder die Maler Oskar Kokoschka und Erich Heckel, der Dirigent Maurice Abravanel und der Schauspieler und Regisseur Ernst Legal. Besonders eng befreundet waren die Rubensohns mit dem österreichischen Komponisten Ernst Krenek, der ab 1925 auch bei ihnen lebte. 

Diese Freundschaft fand ihren Ausdruck in fast 200 Briefen Rubensohns an den Komponisten. Nach dem Tod von Ernst Rubensohn 1951 im New Yorker Exil komponierte Krenek seine „2 sakralen Lieder“. 

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 blieb das Paar trotz schlimmster Schikanen in Deutschland. Emmy Rubensohn gründete den „Jüdischen Kulturbund Kassel“ und organisierte dutzende Konzerte mit jüdischen Musikern. Erst nach den Pogromen von 1938 entschloss sich das Ehepaar zur Flucht, zunächst nach Berlin und 1940 in letzter Minute nach Shanghai. Wie die hinterlassenen Briefe zeigen, blieben beide trotz der schwierigen Umstände kulturell engagiert. 1947 gelang den Rubensohns der Umzug nach New York. Nach Ernsts Tod gelang es Emmy, mit Persönlichkeiten wie dem Geiger Roman Totenberg, dem Dirigenten Dimitri Mitropoulos und Alma Mahler-Werfel einen neuen Freundeskreis aufzubauen.

Viel Stoff also für die durchaus sehenswerte Ausstellung „Vorhang auf für Emmy Rubensohn“, die Rubensohns Erinnerungs- und Gästebuch als roter Faden dient. Zur Ausstellung erscheint ein umfangreiches Booklet. Das Projekt ist Teil des Festivaljahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ und wurde kuratiert und organisiert von Matthias Henke (Universität Siegen) und Rachel Stern (Fritz-Ascher-Gesellschaft, New York)